Donnerstag, 21. Oktober 2010

theodor fontane zitate - angriff der leichten brigade


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eine halbe meil',eine halbe meil',
auf sattel und schabracke,
vor,in sturmeseil',
vor,zur attacke.
zählt nicht der kanonen zahl,
hinein, hinein ins todestal ...
(Alle hören's verwundert)
vorwärts,leichte brigade,vor –
und hinein ins feuer- und höllentor
reiten die sechshundert.

leichte brigade,der siegespreis
ist heute hoch,ist heute heiß,
aber kein murren,nicht laut,nicht leis,
keines,obwohlen ein jeder weiß,
's ward irgendwo geblundert –
vorwärts; sie fragen und zagen nicht,
vorwärts; sie wanken und schwanken nicht,
vorwärts, gehorchen ist einzige pflicht,
ins todestal,
in voller zahl,
reiten die sechshundert.

vorwärts!kanonen rechts und links,
kanonen in front,gewärtig des winks,
selbst die feinde sehen's verwundert.
schrapnell und kartätschenschuß,
todesgruß und todeskuß,
falle,was da fallen muß,
in den höllenrachen,ins todestal,
noch voll in zahl,
reiten die sechshundert.

säbel heraus! die klingen fein
blinken und blitzen im sonnenschein,
und die leichte brigade,nun ist sie hinein,
fast über sich selber verwundert;
ihre säbel, in rauch und pulverqualm,
singen manch einem den letzten psalm,
aber endlich, aus qualm und rauch
und ermattet bis auf den letzten hauch,
abgejagt und abgehetzt,
müssen sie rückwärts, rückwärts jetzt –
nicht mehr sechshundert.

kanonen rechts,kanonen links,
kanonen im rücken,gewärtig des winks;
verdoppelt jetzt salv' um salve kracht,
rückwärts,rückwärts wogt die schlacht,
und wen es aus dem sattel schoß,
den reiter zertritt sein eigen roß,
das fahnentuch mit flatterndem band
geht schon in dritt'und vierte hand,
ist zerschossen und zerzundert,
der tod mäht rascher von schritt zu schritt,
leichte brigade, was bringst du noch mit?
dein siegesritt war ein todesritt,
ein todesritt der sechshundert.

wird je verblassen euer ruhm?
nimmer. ihr strahlt in heldentum,
und die welt,sie staunt und wundert.
hoch unsre balaklawa-schlacht,
und die Leichte brigade, die's gemacht,
hoch die sechshundert!

guy rewening zitate - album der irrtümer und wohltaten


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gutmensch m,
besessener der sein leben verpasst,
indem er immer nur das gute denkt und tut.
weil das gute zugleich auch das richtige sein soll,
geraten die gutmenschen frühzeitig in
eine bedrohliche schlingerbewegung:
das richtige verfällt fortwährend,
aber das gute muss jedem verfall standhalten.
beim immer bedenklicheren spagat zwischen dem richtigen
und dem guten erleiden viele gutmenschen einen beckenbruch.

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schlechtmensch m.,
sympathischer wüstling,der sich vor allem
durch haarsträubende faulheit auszeichnet.
der schlechtmensch ist dem guten nicht zugetan,
weil er sogar die anstrengung scheut,herauszufinden,
was das gute sein könnte.
Synonyme:
tollpatsch,hallodri,luftikus,unsicherer kantonist.
geht unaufhörlich fremd
mit allen möglichen philosophien und ideologien.

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fremder m.,
inländer,der nicht gern ins ausland reist,
weil dort zu viele inländer leben.

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philosophie f.,
technik,auf wesentliche fragen
solange antworten zu geben,
bis jedem klar ist,dass es auf
wesentliche fragen keine antworten gibt.

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zyniker m.,
gelernter realist,nüchterner beobachter
der allgemeinen ausweglosigkeit.
wird von seinen zeitgenossen bedauerlicherweise
für einen übelgelaunten schwarzmaler gehalten.

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liebe f.,
verzweifelte,manchmal lebenslange anstrengung,
in einer anderen person
ein duplikat seiner selbst zu finden.

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internet n.,
1)spielzeug für autisten,
ermöglicht intensive kontakte
ohne zwang zur kommunikation

2)mordinstrument,
juristisch folgenlos. der lästige internet-partner
wird per klick ausgelöscht.

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optimist m.,
gemeingefährliches subjekt,gefährdet die öffentliche ordnung
mit seinem wahlspruch:
keine suppe wird so heiß gegessen,
wie sie unter den tisch kommt.

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erzieher m.,
spezialist,der genau weiß was zählt
und was nicht sein darf.
in seinem verhalten gleicht er dem autofahrer,
der unbeirrt geradeaus fährt,
den blick stur auf die fahrbahn richtet
und nur unter lebensgefahr beäugt
was sich an den strassenrändern
an unbekanntem,krausem,verwirrendem,schönem ausbreitet.

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himmel m.,
entsorgungspark für gutmenschen,standort unbekannt.
nur über die atmosphärischen bedingungen im himmel
ist näheres zu erfahren:
es herrscht eine allgemeine geruchslosigkeit.
die im himmel neutralisierten gutmenschen
sind von allen mühen der sekretion befreit.
sie schwitzen nicht,
ihre schleimhäute sind endgültig trockengelegt,
auf ihren blendend weißen himmelsroben
findet man nicht die geringsten spermaspuren.
parfümiert wird im himmel nicht.
der völlig leidenschaftslose duft
der gutmenschen ersetzt jedes parfüm.

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hölle f.,
immerwährende party mit wilden exzessen aller art.
nur durchtrainierte schlechtmenschen
überstehen die deliziösen strapazen der hölle.
24 Stunden auf 24 spielt das orchester "fiesta aeterna"
(nach wechselnden musikrichtungen,z.Z. auf techno-basis).
gesichtskontrolle am eingang.
einlassbegierige mit verdächtiger gutmenschenausstrahlung
haben keinen zutritt.

wilhelm busch zitate - die fromme helene (1872)


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das gute,dieser satz steht fest,ist stets das böse,das man lässt

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warum soll ich nicht beim gehen
- sprach er - in die ferne sehen ?
schön ist es auch anderswo,
und hier bin ich sowieso.

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willkommen ! geht ein in frieden !
hier wird kein freund vom freund geschieden.
es kommt so manches schaf herein,
warum nicht auch ein braves schwein !

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ein prall - ein schall - dicht am gesicht
verloren ist das gleichgewicht.
so töricht ist der mensch.er stutzt,
schaut dämisch drein und ist verdutzt,
anstatt sich erst mal solche sachen
in aller ruhe klarzumachen.
hier strotzt die backe voller saft;
da hängt die hand,gefüllt mit kraft.
die kraft,infolge der erregung,
verwandelt sich in schwungbewegung.
bewegung,die in schnellem blitze
zur backe eilt,wird hier zu hitze.
die hitze aber,durch entzündung
der nerven,brennt als schmerzempfindung
bis in den tiefsten seelenkern,
und dies gefühl hat keiner gern.
ohrfeige heißt man diese handlung,
der forscher nennt es kraftverwandlung.

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