Freitag, 27. August 2010

hermann hesse - der steppenwolf zitate


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intensiv leben kann man nur auf kosten des ichs.
der bürger nun schätzt nichts höher als das ich
(ein rudimentär entwickeltes ich allerdings).
auf kosten der intensität also erreicht er erhaltung
und sicherheit,statt gottbesessenheit erntet er gewissensruhe
statt lust behagen,statt freiheit bequemlichkeit,
statt tödlicher glut eine angenehme temperatur.
der bürger ist deshalb seinem wesen nach ein geschöpf von
schwachem lebensantrieb,ängstlich,jede preisgabe seiner selbst
fürchtend,leicht zu regieren.er hat darum an stelle
der macht die majorität gesetzt, an stelle der gewalt das gesetz,
an stelle der verantwortung das abstimmungsverfahren.
es ist klar,dass dies schwache und ängstliche wesen,existierte es
auch in noch so grosser anzahl,sich nicht halten kann,dass es
vermöge seiner eigenschaften in der welt keine andere rolle
spielen könnte als die einer lämmerherde zwischen freischweifenden
wölfen.dennoch sehen wir,dass zwar in zeiten des regiments sehr
starker naturen der bürger sofort an die wand gedrückt wird,
dass er aber niemals untergeht,zuzeiten sogar anscheinend
die welt beherrscht.wie ist das möglich ?
weder die grosse zahl seiner herde,noch die tugend,noch der
common sense,noch die organisation wären stark genug,ihn
von dem untergang zu retten.wessen lebensintensität von
vornherein so sehr geschwächt ist,den kann keine medizin
der welt am leben erhalten.und dennoch lebt das bürgertum,
ist stark und gedeiht. - warum ?
die antwort lautet: wegen der steppenwölfe

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